Ein ganz normaler Projekt-Tag, morgens um neun. Es schüttet in Strömen und ich bin nass, als ich schließlich bei meinem örtlichen Holzlieferanten ankomme. Ich bin froh, dass sich dieser überschaubare Baumarkt gegen alle Konkurenz hält und ihm die Münsteraner treu bleiben. Natürlich weiß ich, dass mein Holzzuschneider eigentlich nicht mal auf die Schnelle 1000 Platten zuschneiden kann, aber er mag das Projekt und gibt sich immer Mühe, seinen Beitrag zu leisten. „Also heute schaff ich maximal 300. Vielleicht bis morgen Nachmittag. Ich muss auch schauen, ob genug Material da ist“. Wie immer bin ich ein bisschen unter Zeitdruck, aber nicht in der Lage, die Situation zu ändern, übe mich in guter Gleichmut und ziehe von dannen. Um zwei Uhr dann der Anruf, dass die tausend Platten fertig sind. Wieder durch den Regen, der sich nicht entschließen konnte, freundlicher Weise weiterzuziehen.
„Ich hab noch ein paar draufgelegt. Stimmt so“, der Schreiner grinst und verabschiedet sich mit Handschlag.
Ich rufe ein Taxi, in diesem Fall die günstigste Form die Platten nach Hause zu bekommen. Der Taxi-Fahrer lacht, wie er mich so sieht im Regen mit einem großen Wagen Press-Span-Platten, steigt aus und hilft. „Eigentlich habe ich Feierabend, aber ich wusste, dass ich noch gebraucht werde“, sagt er fröhlich. „Künstler?“, „So was ähnliches…“, antworte ich, weil die Berufsbezeichnung immer wieder zu dubiosen Gesprächen führt. „Wusste ich.“ Die Platten stapeln sich im Kofferraum und mein leidenschaftlicher Helfer ist am Ende genauso nass wie ich.
Im Auto läuft indische Musik. „Soll ich ausmachen?“, „Nein, nein“, sage ich schnell. „Magst du?“, ich nicke. Der Fahrer erzählt mir, wie er aus Indien nach Deutschland gekommen ist und dass sein Schwager ihm einen Stick geschenkt hat, auf den über tausend Musikstücke passen. Er erzählt das mit einer Begeisterung, als hätte er persönlich eine neue Lebensform im All entdeckt.
Vor meiner Tür angekommen, hilft er mir meine Fracht ins Trockene zu bringen und verabschiedet sich freundschaftlich. Was für ein Mensch!
Die Nässe des Regens weicht der Hitze der Anstrengung, als ich die Platten in den dritten Stock trage. Meine Wohnung ist komplett mit Zeitungspapier ausgelegt, auf Fensterbänken, Schränken, Betten und natürlich auf dem Boden. Nach wenigen Stunden trocknen dort unzählige Platten, die ich weiß grundiert habe. Ich freue mich auf den Moment, wo ich sie verwandelt in viele schöne Bilder zurückerhalte.
Draußen ist Blau zu Schwarz geworden und nur noch der Regen schlägt in matten Intervallen an die Scheiben.